Beispielprojekt
Formen sich in Städten effizientere soziale Netzwerke?
Weshalb sich die globale Wirtschaftsleistung überproportional in Städten ballt und Menschen bereit sind, Preisaufschläge für zentrumsnahen Wohnraum in Kauf zu nehmen, ist seit je her eine zentrale Frage der Regionalökonomie. In diesem Projekt untersuchen wir eine Hauptthese zu Agglomerationskräften, welche Städten potentiell einen Produktivitätsvorsprung verschaffen und damit die heutigen Urbanisierungsraten erklären können: Ballungsräume sind produktiver und bieten ein höheres Lohnniveau, weil die Bevölkerungsdichte soziale Netzwerke effizienter macht und deshalb die Diffusion von Information und Wissen beschleunigt.
Anonymisierte Mobiltelefondaten zur Schweiz erlauben uns, soziale Netzwerke sichtbar zu machen und drei – aus dem obigen Argument abgeleitete – Hypothesen zu überprüfen:
- Erstens belegen wir, dass soziale Interaktion mit räumlicher Entfernung stark nachlässt; dieser Befund bestätigt die Grundannahme für den oben beschriebenen Agglomerationskanal.
- Zweitens dokumentiert unsere Studie, dass soziale Netzwerke in Städten tatsächlich effizienter sind: Während die Bevölkerungsdichte keinen Einfluss auf die durchschnittliche Anzahl sozialer Kontakt hat, ist in Städten nicht nur die Matchqualität besser, sondern sind auch Redundanzen, welche die Informationsdiffusion verlangsamen, schwächer ausgeprägt.
- Drittens zeigen Grafiken 2a bis 2c, dass sich Unterschiede in der Netzwerkstruktur in Landpreisen kapitalisieren: Wie vermutet erhöhen der Zugang zu (2a) kontaktreichen Netzwerken mit (2b) hoher Matchqualität die Zahlungsbereitschaft für Land, während (2c) ein hoher Anteil redundanter Kontakte die Landpreise drücken.
Insgesamt können die untersuchten Netzwerkstrukturen 25 Prozent der Landpreisunterschiede zwischen Städten und peripheren Gebieten in der Schweiz erklären. Diese neue Evidenz für positive Externalitäten hoher Bevölkerungsdichte schliesst eine langjährige Lücke in der regionalökonomischen Debatte.