Beispielprojekt
Welche Chancen und Herausforderungen stellen sich der Tourismuswirtschaft aufgrund der Digitalisierung?
Die bereits seit längerem in Gang stehende digitale Transformation führt zu grossen (strukturellen) Umbrüchen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Getrieben wird die Transformation insbesondere durch die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien, welche zu Produkt-, Prozess-, und Sozialinnovationen führen können. In Zusammenarbeit mit der Uni St. Gallen, der HES-SO in Sierre und der HSLU in Luzern haben wir im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) einen umfassenden Grundlagenbericht zum Thema «Digitalisierung im Schweizer Tourismus» erarbeitet.
Im Zuge der Digitalisierung verliert die sektorale Betrachtung der Wirtschaft zunehmend an Trennschärfe. Vermehrt entwickeln sich Unternehmen zu hybriden Produzenten von Industriewaren und Dienstleistungen und zeichnen sich durch «Co-Creation» oder «Co-Production» aus. Im Tourismus hat dies zur Folge, dass Wert in einem ganzen Netzwerk von Anbietern, Kunden und weiteren Stakeholdern über die eigene Branche hinaus generiert wird. Der Wertschöpfungsbeitrag kann dadurch nicht mehr immer eindeutig branchenspezifisch zugeordnet werden, so dass Branchengrenzen durchlässig werden. Die Digitalisierung wirkt dabei auf den beobachteten Strukturwandel über die Treiber Nachfragewandel, Globalisierung, vernetzte Produktion und Innovation/Wissen (vgl. Grafik 1).
Strukturell bewegt sich die Wirtschaft vermehrt weg von einer Grossteiligkeit hin zu einer Kleinteiligkeit, begleitet von einer zunehmenden Polarisierung zwischen einerseits grossen konsolidierten Unternehmen und andererseits kleine Betrieben. Dies gilt in besonderem Masse auch für den Tourismus, wo eine bereits bestehende Kleinteiligkeit (KMU-Charakter) durch eine Kleinst-Teiligkeit (Peer2Peer) ergänzt wird. Wer über Know-how im Bereich der Digitalisierung verfügt, hat die Möglichkeit Marktmacht auszuüben. «Digitalisierungsgerechten» Anpassungen im Rahmen der (touristischen) Aus- und insbesondere auch Weiterbildung kommt daher hohe Bedeutung zu.